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"Anton Bruckner"

Anekdoten über Anton Bruckner

 
 
 

Artikel aus:
EuroJournal
Mühlviertel - Böhmerwald
1996 / Heft 1



  Autorin: Elisabeth Schiffkorn

 




Im Jahr 1948 veröffentlichte der Volkskundler Hans Commenda seine "Geschichten aus Österreich". Der Zeit entsprechend sind es liebenswerte Anekdoten, versehen mit dem damals notwendigen Vermerk "Published under Military Governement Information". Die "Permit No. 134" bedeutete die Erlaubnis zum Papierbezug, ohne die ein Druck unmöglich gewesen wäre. Im Kapitel über Anton Bruckner finden sich liebenswerte Geschichten, die den Menschen hinter dem großen Künstler erkennen lassen.


In Ansfelden, seinem Geburtsorte, probte Anton Bruckner mit der Liedertafel für ein Sängerfest. Er war recht "grantig" und mit nichts zufrieden zu stellen. Der ganz verzweifelte Vorstand klagte sein Leid der Wirtin. Diese lachte: "Aber das werdn ma glei habn, gehn S´ nur wieder eini, Herr Vorstand!"
Und richtig! Die Stimmung des gestrengen Herrn Professors schien plötzlich völlig gewandelt! Nun war er auf einmal mit allem zufrieden: "Ja, jetzt geht´s freili ganz anders!", schmunzelte Bruckner, sog zufrieden die Luft durch die Nüstern und beendete die Probe rasch.
Der dankbare Liedertafelvorstand nahm die Wirtin bei Seite: "Wie ham S´ denn das nur fertigbracht?" "Oh, ganz einfach", lächelte die Schlaue, "Ich hab halt die Kuchltür aufgmacht. Da hat der Herr Bruckner sein Lieblingsessen, Gselchtes mit Kraut und Grießknödel, gerochen!"


Das "Schneiztüchl" spielte in Bruckners Leben eine sagenhafte Rolle. Schon seine Ausmaß - ein mittleres Tischtuch - und seine Buntheit - ein richtiges Farbenkastl - machten es bemerkenswert. Bei den würdigen Anlässen wurde es außerdem vom Meister in eine Siegesfahne über Chor, Musikern und Hörern geschwungen und verbreitete dabei Wolken herben Schnupftabakduftes in die Lüfte.
Auf dem Wiener Burgring traf Bruckner einmal eine elegant gekleidete Bekannte. Da der Meister blaß und übernächtig aussah, erkundigte sich die Gönnerin sogleich um sein Befinden. Bruckner gestand, vor Zahweh zwei Nächte nicht mehr geschlafen zu haben. Und schon zog er sein riesiges rot und blau gemustertes baumwollenens Taschentuch aus den unergründlichen Tiefen seines Hosensackes und band es um die geschwollene Wange, daß die Zipfel keck nach oben standen, wie Hasenohren. Die Leute guckten dem seltsamen kleinen Mann mit dem "Zähntwehtüchl" verwundert nach. Bruckner aber geleitete getreulich und ahnungslos seine feine Begleiterin in diesem Aufzug durch die nobelsten unbd belebtesten Straßen Wiens.


In der Kirchengasse zu Steyr wohnte zu Bruckners Zeiten ein Schuster, der ein bildsauberes Töchterlein hatte. Der Meister sah sie auf der Straße, war sofort Feuer und Flamme und fragte seinen unzertrennlichen Begleiter Franz Bayer: "Wer ist die und wo wohnt sie? Gehn ma auf der Stell zu ihr!" Der Befragte gab Asukunft, wendete aber gleichzeitig ein, er könne sich nicht vorstellen, wie er dieses Eindringen denn rechtfertigen wolle. Bruckner lachte nur: "Das werdn ma gleich habn!" Gleichzeitig stieß er seinen rechten Seehundstiefel so heftig auf das Steinpflaster, daß der Absatz weit wegflog. Und schon war er drinnen im Schustergeschäft und drang auf sofortige Ausbesserung des Schadens. Das wurde dem stadtbekannten Herrn Professor auch zusichert. Dabei hatte er genugsam Gelegenheit, das schöne Meistertöchterl aus der Nähe zu betrachten. Nun aber fand sie keine Gnade mehr vor des Meisters Augen. Um eine Enttäuschung reicher und einen Gulden ärmer verließ er daher eilig wieder die Werkstatt, sobald der Absatz wieder auf dem Stiefel fest saß.


Bruckner war einmal Gast in einem Hause, dessen Herrin vor Jahren seine - wenn auch recht wenig begabte - Schülerin gewesen. Nach dem übrigens sehr guten Essen trat sie auf ihren ehemaligen Leher zu und fragte: "Herr Profesor, haben Sie etwas dagegen, wenn ich etwas auf dem Flügel spiele?" Bruckner erinnerte sich sehr wohl der Stunden von einst und lächelte verbindlich: "Aber ka Spur, gnä Frau, nur wann i bitten dürft, was recht Kurzes, geltns?"


Nach einem Meisterbeispiel auf der Brucknerorgel in Ischl wird Bruckner der Hoftafel zugezogen. Kaiser Franz Josef, ansonsten eine ernster Gastgeber, schwacher und rascher Esser,ist bester Laune und läßt seinem berühmten Gaste einen Leckerbissen nach dem anderen vorsetzen. BestBeständig in der liebenswürdigsten Weise zum Zulangen ermuntert, haut Bruckner solange tapfer ein,bis er endlich gestehen muß:"Jetzt geht´s beim besten Willen wirklich nimmer!"
Auf diesen Augenblick hat Franz Josef, einem harmlosen Scherz nicht abgeneigt,gewartet. Auf seinen Wink wird nun erst eine verführerisch knusprig gebratene Gans vor ihm hingesetzt. Genießerisch blickt dieser zuerst das lockende Lieblingsgericht, dann den lächelnden Kaiser an,tut einen tiefen Seufzer, zückt Messer und Gabel- und bewältigt noch reichlich den halben Vogel.
"Und ich habe gelgaaubt, ich bringe keinen bissen mehr hinunter", bemerkt schmunzelnd der Monarch. - "Majestät, mit so aner Anten is grad wia mit da Stephanskirchen! erwiderte Bruckner treuherzig. - "Ist das nich ein etwas seltsamer Vergleich?" fällt ihm der Kaiser ins Wort. - "Hat schon seine Richtigkeit!" bekräftigt Bruckner, "die Stepahnskrichen kann nu so voll sein, Eure Majestät ham do allweil nu Platz!"

 

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Die Liedertafel in Ansfelden / Bruckners Schneitztüchl / Bruckner und die Tochter des Steyrer Schusters / Bruckners Schülerin / an Kaiser Franz Josef´s Tafel in Bad Ischl

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