Schau, das hab ich ganz allein für Dich gemacht!

Zur Zeit, da Bruckner sein Tedeum vollendete, erreichte das Kesseltreiben seiner Feinde gegen ihn den Höhepunkt. Deshalb fragte ihn einer seiner vielen Widersacher höhnisch: "ja, warum haben Sie gerade jetzt Ihr Te Deum laudamus (Großer Gott, wir loben Dich!) angestimmt?" Bruckner antwortete ihm ernst: "Aus Dankbarkeit gegen Gott, weil es meinen Verfolgern immer noch nicht gelungen ist, mich umzubringen!" Am abendlichen Biertisch erzählte er den Vorfall und fuhr fort: "Der Hellmesberger hat gemeint, i soll das Tedeum dem Kaiser widmen. I hab ihm aber gsagt, es is nimmer frei, i hab’s schon dem oben zugsagt aus Dank für in Wien ausgstandene Leiden! I glaub," schloß er nachdenklich, "wann’s beim Jüngsten Gricht schief gang, möchte i unserm Herrgott die Partitur vom Tedeum hinhalten und sagen: ,Schau, das hab ich ganz allein für Dich gemacht!‘ Nachher wurd i schon durchrutschen!"

Quelle: Hans Commenda: Geschichten um Anton Bruckner", Verlag H.Muck