Als Lateinschüler

Bruckner war zeitlebens ungemein wißbegierig und fleißig. Schon als Stiftsorganist in St. Florian hatte er sich die Grundbegriffe des Lateinischen angeeignet, um den Wortlaut der Kirchengesänge voll erfassen und entsprechend vertonen zu können. In Linz setzte er dann dieses Studium fort. Als "Lehrer" hatte er einen Gymnasiasten der siebten Klasse, dessen Vater er den Jahren nach mit Leichtigkeit hätte sein können. Trotzdem war auch in diesem Falle seine Hochachtung vor geistigem Wissen und seine Demut vor allen, die ihm irgendwie überlegen waren, so rührend, daß er, der vierzigjährige Domorganist und berühmte Orgelvirtuose, den siebzehnjährigen Jüngling stets "Herr Professor" ansprach.

Quelle: Hans Commenda: Geschichten um Anton Bruckner", Verlag H.Muck